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Etwas banal am Volk vorbei regiert

22.11.2017

Die Frisur sitzt. Der lachsfarbener Blazer passt. Die Mundwinkel – Opfer der Erdanziehung? Der Bundeskanzlerin sieht Kabarettistin Marianne Schätzle in der Tat zum Verwechseln ähnlich.

Marianne Schätzle als Double von Angela Merkel. Mehr Tacheles hätte sein dürfen. Foto: Schmidtke / Schwarzwälder-Bote


Etwas mehr Publikum hätte im Kulturbesen Platz gehabt. Das Original Merkel punktet oft schlagfertig, wenngleich auch nicht immer für alle Bundesbürger nachvollziehbar, wobei das wohl im Ermessen des Wählers liegt. Das Merkel-Double Schätzle stammt aus der Region um Singen, entsprechend färbte die Heimat ihre Sprache. Geschickt kopiert sie das Original nicht komplett.

Im Gegenteil. Den ersten Programmteil nutzte die Kabarettistin noch im Leoparden-Dress, um etwa über ihre Kindheitserinnerungen in der Landwirtschaft zu plaudern und parodierte dazu überspitzt die Erziehungsmethoden heutiger Eltern.

Erst im zweiten Part der Show schlüpfte Schätzle in die Rolle der Kanzlerin. Mit Staubwedel (Männer können auch putzen) und Deutschlandfähnchen staffierte sie einige Leute im Publikum aus, das sodann die Hymne summen sollte. In Windeseile zog sie sich um und erschien endlich als "Angie", modisch gekleidet nach dem Fünf-Jahres-Plan, der Blazer dürfe sich keinesfalls ändern.

Bewusst entscheidet sich Schätzle dafür, auf der Bühne nur die Rolle der Doppelgängerin zu spielen. So vertritt sie die Kanzlerin nicht nur bei Verhandlungen, sondern pikanter Weise auch bei ihrem Ehemann Joachim Sauer, dem der Unterschied nicht auffalle. So bestehe das Job-Sharing aus einer Woche Angie und einer Woche Marianne an der Spitze.

"Ich verspreche Ihnen nichts. Aber das halte ich auch", kündigte Schätzle alias Merkel an, regierte mit beschränkter Haftung und erntete Lacher. In den Rollen der Kanzlerin hielt sie die Hände zur Merkel-Raute und wechselte den Akzent bedarfsweise souverän in den Osten. Kurz erinnerte sie an die GroKo und streifte die Jamaika-Verhandlungen. Kommt es zu Neuwahlen? Man kann ja so lange wählen, bis es passt. Mit neuen Ideen wollte die Kanzlerin die Bundesbürger überraschen. Denn in Berlin komme es durchaus zu Sitzungen mit Ergebnis – zumindest auf den Toiletten im Bundestag.

Warum nicht die Deutsche Einheit mit Wodka schönsaufen? Nicolas Sarkozy wurde aus der Kommode gezogen, aber Emmanuel Macron stehe nur auf ältere Damen. Mit Schäuble diskutierte das Double die Wirtschaft zyklisch ("Hat der auch eine Ahnung vom Zyklus?"). Gauland trage Krawatten mit Dackel-Motiven und Seehofer vergesse seine Eier an der Kasse im Supermarkt, während Merkel ein "Putinschnitzel" im Restaurant serviert werde.

Als Ministerpräsident Kretschmann Lehrerstellen streichen wollte, musste ihm das Double auf die Finger hauen. Und die Kosten für den Stuttgarter Bahnhof? Dafür hätte man den Berliner Airport bauen können – mit Flügen über und unter der Erde. Die Pointe kam gut an. Eine fette Watschen teilte Schätzle dem "ausgewanderten Pfälzer Saumagen" namens Donald Trump aus: "Der soll so lange das Maul halten, bis er weiß, was er geschwätzt hat".

"Es gibt so viele brisante Themen in der Politik, die sie richtig ausschlachten könnte: Flüchtlingspolitik, AfD, Klima und Umwelt. Oder ganz aktuell Jamaika. Warum geht sie darauf nicht mit Vollgas darauf ein?", meckerte ein Gast am Ende des Kabaretts.

Text & Bild: Karin Schmidtke / Schwarzwälder Bote

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